Blog | Zeit für Gesundheit in der Arbeitslosigkeit

23.06.2017
Teilnehmerinnen beim Workshop der Reihe "Fit & Gesund" in einem Kursraum

In fünf Wochen werden die Frauen bei "Fit & Gesund" für Themen wie Stressabbau, Ernährung und Bewegung sensibilisiert.

Überlastung im Job, aber auch Arbeitslosigkeit können krank machen. Daher lernen die Teilnehmerinnen im ABZ*Frauenberufszentrum, wie sie gesund bleiben.

"Glaubt ihr, dass HIV am Arbeitsplatz übertragen werden kann, etwa durch Händeschütteln?", fragt die Trainerin in die Runde. Die Teilnehmerinnen schütteln den Kopf. Dennoch gebe es Risiko-Berufsgruppen: in der Altenpflege, im medizinischen Bereich wie beispielsweise bei den Zahnärzt*innen und Chirurg*innen. Im heutigen Workshop der Reihe "Fit & Gesund" im ABZ*Frauenberufszentrum steht HIV und Aids auf dem Programm. Hier in Wien-Simmering werden auch weitere Themen wie Sozialleben und Wohnen behandelt. Die Teilnehmerinnen sind arbeitsuchend und erwerbsarbeitslos.

Kein Stress mit dem Stress

In fünf Wochen werden die Frauen bei "Fit & Gesund" für Themen wie Stressabbau, Ernährung und Bewegung sensibilisiert. Am Vortag haben sie ihre Stressfaktoren gesammelt. Auf einem Plakat steht: "Mitmenschen nicht verstehen zu können", "negative Mitmenschen", "Sorge um die Kinder", "Lärm", "Prüfungsvorbereitung", "zu viel in zu kurzer Zeit", "arbeitslos sein" - wobei die Frauen sich damit auf die Erwerbsarbeit beziehen, denn unbezahlte Arbeit von der Pflege von Angehörigen über den Haushalt bis zur Kinderbetreuung haben die meisten Frauen zur Genüge. Auf einem anderen Plakat haben die Frauen die gesunde Pause am Arbeitsplatz erarbeitet: "Meditieren und zur Ruhe kommen", "bewusstes Treppensteigen", "Obst", "tief ein- und ausatmen" und "Happy hour mit positiven Gesprächen".

Das Arbeitsleben steht in engem Zusammenhang mit Krankheit – die jährlichen Zahlen der Arbeiterkammer weisen stets steigende psychische Belastungen am Arbeitsplatz aus. Jede/r Dritte fühlt sich laut AK-Arbeitsklimaindex burnoutgefährdet. Doch auch Erwerbsarbeitslosigkeit korreliert mit Krankheit: Betroffene leiden eher an Schlafstörungen, geringerem Selbstwertgefühl, an Antriebslosigkeit und Depression, zeigen diverse Studien. Das wiederum führt zu somatischen Erkrankungen. Weniger Geld in der Börse bedeutet wiederum auch schlechtere Ernährung und einen schlechteren Zugang zum Gesundheitssystem. Genau hier setzt die Workshopreihe "Fit & gesund" an.

"Es ist toll, mal nicht einfach nur funktionieren zu müssen."
(Eine Teilnehmerin)

"Arbeitslosigkeit wirkt sich auf die Gesundheit aus. Wir möchten die Frauen ermutigen, für ihre Gesundheit Verantwortung zu übernehmen", sagt Karin Ewers, Mitarbeiterin vom ABZ*Frauenberufszentrum. Die Frauen nehmen an Exkursionen teil, besuchen Angebote im Rahmen des Stadt-Programms "Gesundes Grätzel", wie etwa Nordic Walking. "Wir wollen unsere Teilnehmerinnen dazu aktivieren, sich selbst in ihrer Umgebung Angebote zu suchen", so Ewers. "Diese Workshops sind wesentlich für die weitere Arbeitsfähigkeit der Frauen. Denn ein achtsamer Umgang mit der eigenen Gesundheit wirkt sich positiv auf die Motivation bei der Arbeitssuche aus – und die spätere Resilienz im Job", erläutert Projektleiterin Silvia Flörl.

Und was sagen die Teilnehmerinnen? "Die gesamten fünf Wochen hier sind super", bringt es eine Frau um die 50 strahlend auf den Punkt. "Der Anti-Stress-Workshop gestern war besonders entspannend. Hier kann man sich mal mit sich selbst beschäftigen." Nachsatz: "Es ist toll, mal nicht funktionieren zu müssen."

Das ABZ*Frauenberufszentrum Wien bietet für arbeitslose und arbeitsuchende Frauen Bildungsberatung, Beratung in schwierigen Lebenssituationen, Infos zu Maßnahmen und Services des AMS, Bewerbungstrainings und diverse Workshops zu Gesundheit, Soziales und Wohnen.