Blog | Verschubleiterin bei den ÖBB: Erfolgreicher Karrierewechsel – mit Mut zum Traumjob
Katharina Passler: „Es macht einen großen Unterschied, ob ich weniger oder – wie jetzt – gleich viel verdiene für dieselbe Tätigkeit. Warum sollte man als Frau im selben Job weniger verdienen?“
Katharina Passlers Arbeitstag beginnt bei jeder Wetterlage. Als Verschubleiterin bei den ÖBB sorgt sie dafür, dass Güterzüge zusammengestellt und abfahrbereit sind und das zu jeder Tageszeit. Ein Beruf, der sowohl geistig als auch körperlich fordernd ist, wie die gelernte Verschubleiterin mit Triebfahrzeugbedienung weiß. Sie hat durch den Wechsel vom Handel zu den ÖBB ihren Traumberuf gefunden.
„Es ist jeden Tag etwas anders – es werden nie dieselben Züge gebaut“
Katharina Passler kann sich noch genau erinnern, als sie zum ersten Mal selbstständig die Lok bedient hat. 110 Tonnen setzen sich in Bewegung, wenn sie am Großverschiebebahnhof Fürnitz mit ihren Kolleginnen und Kollegen Güterzüge zusammenstellt. „Ich bin Verschubleiterin mit Triebfahrzeugsbedienung, das heißt, ich sitze auch auf der Lok und mache das, was die Verschieber mir am Boden sagen. Teamwork wird bei uns großgeschrieben“, berichtet Katharina Passler aus ihrem Alltag. In der Praxis bedeutet dies, dass sie Wägen auf verschiedene Gleise verschiebt, Waggons aneinanderreiht und am Ende ein abfahrbereiter Güterzug ihren Bahnhof verlässt. Eine Aufgabe, die nicht nur körperlich anstrengend ist, sondern auch viel Verantwortung und logisches Denken verlangt. „Wenn man nicht mit dem Kopf bei der Sache ist, kann es lebensgefährlich sein“, erzählt sie ernst und betont, dass höchste Konzentration deswegen das Um und Auf ist. Als besonderen Reiz ihrer Tätigkeit sieht Katharina Passler die Abwechslung, die der Job mit sich bringt. Egal ob Sonne, Regen oder Schnee – bei jedem Wetter sind sie und ihre Kolleginnen und Kollegen am Bahnhof unterwegs. „Mir macht wirklich alles an meinem Job Spaß. Ich gehe sehr gerne arbeiten – das hatte ich davor noch nie“, erzählt sie euphorisch.
„Ich habe es nie bereut, dass ich diesen Schritt gemacht habe“
Doch bevor Katharina Passler im Führerstand der Lok gestanden ist, hat sie in einer anderen Branche Wurzeln geschlagen. Nach zehn Jahren im Handel war ihr aber klar, dass sie einen neuen Weg gehen möchte. Ein Weg, der sie als Quereinsteigerin zu den ÖBB gebracht hat. Nach erfolgreicher Bewerbung hat das für Katharina Passler bedeutet, eine interne Ausbildung zu absolvieren und viel Praxiserfahrung zu sammeln. Eine fordernde Zeit, wie sie sich erinnert. „Man muss sich sehr viel Stoff in kurzer Zeit aneignen. Ich war oft an dem Punkt, wo ich es lassen wollte, aber im Hinterkopf war immer die Stimme: Du kannst nicht aufgeben! Und so habe ich es doch durchgezogen. Es war eine der besten Entscheidungen, die ich jemals getroffen habe - ich bereue es keine Sekunde“, erzählt sie sichtlich stolz, dass sie die Chance ergriffen und die etwa eineinhalbjährige Ausbildungszeit erfolgreich abgeschlossen hat. „Ich muss dazu sagen, dass ich das auch meinem Chef zu verdanken habe, der mir in Zeiten von Corona eine Ausbildungsmöglichkeit gegeben hat. Das war nicht selbstverständlich“, zeigt sich Katharina Passler dankbar für die Perspektive, die ihr gegeben wurde. Dass sie diese Entscheidung nie bereut hat, merkt man, wenn die Verschubleiterin mit Freude von ihrer Arbeit berichtet.
„Es geht mir auch darum, dass ich mit den Männern gleichgestellt bin“
Bis vor kurzem war sie noch die einzige Frau am Bahnhof. Mittlerweile werden es immer mehr Kolleginnen, wie sie mit Freude beobachtet. Von ihren männlichen Kollegen hat sich Katharina Passler immer schon gut aufgenommen gefühlt, erzählt sie von ihrer Anfangszeit. „Unser Bahnhof ist mit der Zeit gegangen“, sagt sie überzeugt und betont, dass ihre Kompetenz nie in Frage gestellt und ihr immer auf Augenhöhe begegnet wurde. Bei der Ausübung ihres Jobs geht es ihr auch um Gleichstellung. „Es macht einen großen Unterschied, ob ich weniger oder –- wie jetzt – gleich viel verdiene für dieselbe Tätigkeit. Warum sollte man als Frau im selben Job weniger verdienen?“ Blickt sie auf ihren Werdegang zurück, erfüllt es Katharina Passler mit Stolz. „Ich habe mir immer gedacht, wenn ich es jetzt nicht probiere, bin ich zu alt dafür und mache es vielleicht nie“, reflektiert sie über ihre damalige Entscheidung, die Branche zu wechseln. Anderen Frauen legt sie deswegen ans Herz, es auszuprobieren, wenn sie den Wunsch haben in einem anderen Bereich Fuß zu fassen. Sie ist überzeugt: „Wenn nicht jetzt, wann dann? Nur wenn ich etwas probiere, weiß ich, ob es etwas für mich ist.“ Katharina Passlers Weg ist der beste Beweis dafür, dass aus einer genutzten Chance ein Traumberuf entstehen kann.