Blog | Interaktives Frauenbildungscafé: Vom Lerncocktail und Memory der anderen Art

22.10.2018
Eine Gruppe von Frauen sitzen an einem Tisch und arbeiten an einem Plakat.

Im "Interaktiven Frauenbildungscafé" steht das gemeinsame Lernen, Sich-Austauschen und das Erhalten von Informationen im Mittelpunkt.

Drei Tische stehen im Raum, rund herum Sessel, die dazu einladen, Platz zu nehmen. Schon das Raumsetting deutet an: Hier wird es heute interaktiv. Denn im "Interaktiven Frauenbildungscafé" von ABZ*AUSTRIA in den Räumlichkeiten von Peregrina steht vor allem das gemeinsame Lernen, Sich-Austauschen und spielerische Erhalten von Informationen im Mittelpunkt.

Für den richtigen Rahmen sorgen an diesem sonnigen Dienstag die Bildungsberaterinnen Anita Stix, Tamara Stadtmüller und Rabia Özpolat. Jede von ihnen betreut einen Tisch: Vom Lerncocktail zur Erzählstation und weiter zum Memory - in einem Rotationssystem haben alle interessierten Frauen die Möglichkeit, jede Station zu besuchen. Erfahren haben sie davon von Peregrina, dem Bildungs-, Beratungs- und Therapiezentrum für Immigrantinnen jeglicher Herkunft, das schon seit vielen Jahren mit ABZ* AUSTRIA kooperiert.

Drei Frauen sitzen an einem Tisch. Vor ihnen sind kleine Kärtchen ausgebreitet.

Die Teilnehmerinnen lernen hier auch wie erfolgreiches Lernen funktioniert.

Lerncocktail: Geschüttelt, nicht gerührt!

"Interaktiv - wir tauschen uns heute aus", deutet Anita Stix schon den Tenor des Vormittages an, um mit einem Augenzwinkern zu ergänzen "Ein Café ohne Kekse und Tee geht aber natürlich auch nicht." Und erzeugt somit Vorfreude auf die Pause. Doch bevor die Teilnehmerinnen sich bei Tee und Keksen austauschen können, ist ihr Einsatz anderweitig gefragt. Denn es gilt, einen Cocktail zu mischen. Einen "Lerncocktail", um genauer zu sein. Was Tamara hier mit den Frauen zu finden versucht, ist die perfekte Mischung, um effizient zu lernen. Kaum ist die Aufgabe erklärt, legen die Frauen auch schon los. Eines kristallisiert sich schnell heraus: Einige lernen besser, wenn sie die Informationen hören, andere müssen den Stoff lesen oder schreiben. "Man sollte für sich herausfinden, was einem mehr liegt. Wenn man in eine Richtung gut lernt, muss man darauf achten, dass man die andere Richtung vermeidet, damit das Lernen Spaß macht und man Erfolg hat", klärt die Bildungsberaterin auf. Um erfolgsbringendes Lernen zu fördern, empfiehlt die Expertin auch zu beobachten: Wann lerne ich am besten? Am Vormittag oder doch abends? Zuhause oder in der Bibliothek? Allein oder in der Gruppe? Weiß man dies, hat man einen großen Schritt schon getan. "Man lernt nie aus und ist nie an dem Punkt, an dem man sagen kann, dass man fertig ist und ausgelernt hat. Man lernt immer wieder Neues dazu", erklärt Tamara den Teilnehmerinnen lachend. Binnen Minuten füllt sich das Cocktailglas: Ruhe, Gruppe, Bilder, Interesse, Spaß, Wiederholungen – das sind nur einige "Zutaten" für einen schmackhaften Lerncocktail. Die Frauen tauschen sich aus, geben einander Tipps und lachen gemeinsam. "Wir haben viele starke Worte, jedes Wort hat eine tiefe Bedeutung", fasst eine der Teilnehmerinnen zufrieden die Cocktailmischung zusammen.

Eine Gruppe von Frauen lächelt in die Kamera. Hinter ihnen sind Bäume zu sehen.

Persönliche Geschichten und Erfahrungen sollen die Teilnehmerinnen motivieren und ermuntern.

Blick aufs Ziel gerichtet

Nach 20 Minuten ist es dann soweit und die Teilnehmerinnen wechseln die Tische. Angekommen an der "Erzählstation" werden sie von einer Peer der Bildungsberatung Wien begrüßt, die heute ihre ganz persönliche Geschichte mit den Teilnehmerinnen teilt. Seit 13 Jahren ist sie bereits in Österreich und hat einen beeindruckenden Bildungsweg hinter sich. Denn für sie war immer klar: Sie möchte maturieren. Nach den ersten Jahren in einer Hauptschule und dem Wechsel ins Gymnasium hatten ihre Lehrerinnen und Lehrer jedoch wenig Hoffnung, dass sie es bis zur Matura schaffen würde. Immer wieder legten sie ihr und ihren Eltern nahe, dass sie lieber arbeiten gehen sollte. Auch ihre Eltern versuchen sie immer wieder von dieser Idee zu überzeugen. Doch anstatt einzuwilligen, hat sie an ihrem Plan festgehalten und sich nicht entmutigen lassen. Jedes Unbefriedigend, jeder Rückschlag hat sie noch stärker gemacht und motiviert. Am Ende hat sie die Zweifler eines Besseren belehrt: Sie hat die Matura beim ersten Mal bestanden und studiert heute Bildungswissenschaften. Darauf ist sie selbst und vor allem ihre Eltern sehr stolz. Bewunderung bekommt sie auch von den Teilnehmerinnen, die ihr viele Fragen stellen: Wie viel Deutschkurse hat sie gemacht? Wo hat sie sich Hilfe geholt? "Wir müssen deinen Willen haben", bewundert eine der Teilnehmerinnen ihre Erfolgsgeschichte. Eine Metapher, die sie noch in der Volksschule in der Türkei von ihrem Lehrer mit auf den Weg bekommen hat, gibt sie an die Teilnehmerinnen weiter: Bildung ist wie ein Laib Brot, der im Magen eines Löwen liegt und den man herausbekommen möchte. Es wird nicht leicht sein, es besteht die Gefahr, sich zu verletzen, doch umso wertvoller ist es, wenn man es am Ende schafft. Eine Geschichte, die sie selbst durch schwere Zeiten gebracht hat. Dieses Gleichnis motiviert die Frauen, über ganz persönliche Herausforderungen zu sprechen und einander mit hilfreichen Tipps zur Seite zu stehen.

Vor einem gelben Vorhang lächeln vier Frauen in die Kamera.

Die Teilnehmerinnen sollen hier ebenfalls einen Überblick über die sozialen Institutionen in Wien bekommen.

Karte für Karte zum Überblick über die soziale Landschaft in Wien

Die Pause nutzen die Frauen, um sich auszutauschen, sich zu stärken und Fragen zu stellen. Dann heißt es aber auch schon wieder: Action. Dieses Mal in Form einer abgewandelten Form des klassischen Memory. Ein Memory der ganz besonderen Art. Denn es gilt, Organisationen ihrem Angebot zuzuordnen. Gespannt lesen die Frauen die Texte, versuchen, Paare zu finden und helfen einander beim Finden derselben. Gar keine so einfache Aufgabe! Die Idee dahinter: Die Frauen sollen einen Überblick bekommen über die sozialen Institutionen in Wien, die für sie hilfreiche Angebote haben. Das Spektrum ist breit gefächert: Von Bildungsangeboten, Betreuungsmöglichkeiten für Kinder bis hin zum Frauennotruf und der Rechtsberatung. "Ich kenne viele Einrichtungen gar nicht", wundert sich eine der Teilnehmerinnen. "So ist das im Leben auch. Wenn man die Einrichtungen nicht kennt, geht man vorbei und nimmt das Angebot nicht in Anspruch. Was interessiert Sie denn besonders?", eröffnet Anita Stix die Fragerunde und stellt Organisationen genauer vor, die die Teilnehmerinnen besonders spannend finden. Und an Interesse fehlt es keiner von ihnen, es werden Fragen gestellt, Memorykarten abfotografiert und Prospekte eingepackt. Mit einem breiten Lächeln, vielen Informationen und neuer Motivation verlassen die Teilnehmerinnen an diesem Tag die Räumlichkeiten von Peregrina.

Die Bildungsberatung von ABZ*AUSTRIA ist Teil der Bildungsberatung in Wien und steht allen Frauen in Wien für eine kostenlose, vertrauliche und unabhängige Einzelberatung offen. Für Terminvereinbarungen freuen wir uns über eine Mail oder einen Anruf unter: bildungsberatung@abzaustria.at oder 06991 6670317

www.bildungsberatung-wien.at