Blog | Powerfrau mit Rennauto
Natalie Gemovic absolvierte bei ABZ*AUSTRIA das Programm ABZ*Fit.Wien "Frauen in der Technik".
"Es gibt quasi kein Problem, das sie nicht lösen kann."
Wenn diese Worte von tosendem Applaus begleitet werden, weiß man, man hat etwas richtig gemacht. So geht es auch Natalie Gemovic, wenn sie auf ihre erste Saison als Teamkapitänin des "Os.Car Racing Teams" der FH Campus Wien zurückblickt.
Seit August hat sie dort mit ihrem 40-köpfigen Team an der Entwicklung eines Rennfahrzeuges gearbeitet. Das fünfte, das im "Os.Car Racing Team" entstanden ist. Am 8. Juni präsentierte die Powerfrau gemeinsam mit ihrem Team den CR-118 der Öffentlichkeit.
Sekt wird ausgeschenkt. Kinder spielen zwischen den Sesselreihen, aufgeregte Verwandte warten vor dem Festsaal. Man merkt - hier liegt Spannung in der Luft. Alle Versammelten haben ein Ziel - sie wollen einen Blick hinter den aufgespannten Vorhang werfen. Monatelang haben Studierende aus verschiedenen Studienrichtungen der FH Campus Wien auf diesen Abend hingearbeitet und wollen heute den CR-118 der Welt und vor allem den versammelten FreundInnen, Familien und SponsorInnen präsentieren. Eines eint die Studentinnen und Studenten - sie alle haben eine Kapitänin: Natalie Gemovic.
"Beginne mit dem, was notwendig ist, dann tue dein Möglichstes und plötzlich wirst du das Unmögliche vollbringen" - Natalie Gemovic zitiert Franz von Assisi
Für ABZ*AUSTRIA ist die Powerfrau keine Unbekannte. Denn im März 2015 absolvierte sie das Programm ABZ*Fit.Wien "Frauen in der Technik" und landete dann mit Hilfe der Beratung im Bachelor-Studiengang High-Tech Manufacturing auf der FH Campus in Wien. Ein Studium, das sie bald abschließen wird und in dessen Bereich sie sich weiterentwickeln möchte - je nach Möglichkeit bis hin zum Master. Beim "Os.Car Racing Team" ist sie schon das dritte Jahr dabei, dieses Jahr hat sie das Steuer in die Hand genommen und ist Kapitänin des Teams. "Meine Aufgabe ist es, das Team zusammenzuhalten, es ist ein freiwilliges Team und es ist wahnsinnig schwierig, die Leute zu motivieren und die ganze Zusammenarbeit zu koordinieren. Am meisten Freude bereitet es mir, wenn mein Team glücklich und zufrieden ist und strahlt. Und wenn wir Erfolge feiern - das Gemeinsame ist unbezahlbar", klärt Natalie Gemovic auf. Stolz schwingt in ihrer Stimme mit, wenn sie über ihr Team und die Arbeit mit den Studierenden spricht. Grund zum Feiern haben sie auf jeden Fall - denn das diesjährige Fahrzeug konnten sie technisch erheblich weiterentwickeln.
"Ich bin erleichtert, dass alles glatt gegangen ist - ein großer Meilenstein ist geschafft"
Bis das Rennauto jedoch hier im Festsaal des FH Campus stehen kann, war es aber ein langer Weg und viele helfende Hände waren dabei involviert. Im August hat das Team mit dem Konzept loslegt, bis es nach der Konstruktionsphase dann schließlich in die Fertigung gegangen ist. Das alles haben alle Beteiligten freiwillig gemacht, während sie nebenbei noch den normalen Studienalltag zu bewältigen hatten, erzählt sie lachend. Deswegen richtet Natalie Gemovic großen Dank an die anwesenden Familien, die oft auf ihre Liebsten verzichten mussten, weil diese die Wochenenden in der Werkstatt verbracht haben. "Der Studierende hat auf jeden Fall die Möglichkeit, Softskills aufzubauen. Das eine ist die Theorie, wenn man es lernt und hört, und das andere ist der wirkliche Umgang damit. Es immer wieder und jeden Tag durchgehen zu müssen und daran zu wachsen. Man beginnt als Rohdiamant und endet als geschliffener Diamant", klare Worte der Kapitänin über die Vorteile, die das Projekt für Studierende hat. Dass alles reibungslos funktioniert, dafür ist Natalie Gemovic zuständig und achtet darauf, Schnittstellen abzugleichen und die Gesamtentwicklung immer im Blick zu haben. Besonders stolz ist sie darauf, dass sich ihr Team mit dem neuen Fahrzeug für drei Wettbewerbe in Italien, Deutschland und Österreich qualifiziert hat. Deswegen heißt es für alle ab jetzt: Testfahren und für die Wettbewerbe vorbereiten.
Sie selbst ist das neue Rennfahrzeug jedoch noch nicht gefahren. Das überlässt sie lieber den offiziellen Fahrern, die dafür trainiert und ausgebildet sind. Aber sich zumindest einmal reinzusetzen, hat sie sich nicht nehmen lassen. Denn das ist, was sie besonders reizt - die Technik. Die Routinearbeiten, die es mit sich bringt, sind notwendiges Übel, auf das die junge Mutter gut und gerne verzichten könnte. "Speziell hat mich die Organisationsseite und Struktur gefordert. Für einen Techniker ist das Autobauen und das Konstruieren das Interessanteste und Lustigste", lässt die Technikerin wissen. Am wohlsten fühlt sie sich also in der Formula-Student-Werkstatt. Als Kapitänin will sie diese auch noch kommende Saison betreten.