Kathrin Gaál: „Ich will eine Projektwelle in Gang setzen“

15.04.2024 - 09:00
Porträt Kathrin Gaál

Wiens Vizebürgermeisterin war zu Gast bei den ABZ*Gegenwartsgesprächen und erzählte von der größten Wiener Frauenbefragung, die es je gab und was sie für die Wienerinnen macht.

Die bereits 13. Folge der Online-Gesprächsreihe ABZ*Gegenwartsgespräche ging in gewohnter Moderation der beiden Geschäftsführerinnen von ABZ*AUSTRIA, Manuela Vollmann und Daniela Schallert, on air. Diesmal zu Gast: Kathrin Gaál, österreichische Politikerin (SPÖ),Vizebürgermeisterin sowie Landeshauptmann-Stellvertreterin der Stadt Wien. „Sie ist außerdem amtsführende Stadträtin für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen. Sie setzt sich insbesondere für leistbaren Wohnraum, für Frauen und die Verbesserung der Lebensqualität in Wien ein. Kathrin Gaál engagiert sich für die Gleichstellung der Geschlechter, die Förderung von Frauen in verschiedenen Bereichen und die Stärkung der Rechte von Frauen in der Stadt. Zu ihren Aufgaben gehört es, Maßnahmen zu ergreifen, um die Situation von Frauen in Wien zu verbessern und ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern“, stellt Manuela Vollmann Kathrin Gaál vor.

Mentimeter-Ergebnis

Zum Start gibt es eine Mentimeter-Umfrage für das interessierte Online-Publikum: Was sind aus Ihrer/Eurer Sicht die Hauptgründe dafür, dass Frauen das Leben in Wien besonders schätzen? Sicherheit, Kinderbetreuung und die hohe Lebensqualität sind häufig genannte Aspekte (siehe Grafik).

Lob für ABZ*AUSTRIA

Kathrin Gaál hat eine Powerpoint-Präsentation mitgebracht und nutzt die erste Gelegenheit um ABZ*AUSTRIA zu loben: „Ihr bietet ein niederschwelliges Angebot, praxisnahe Bildungsmöglichkeiten für Frauen. Das ist einzigartig, das ist etwas Besonderes. Das macht Ihr so souverän und so erfolgreich, dass Ihr eine ganz wesentliche Partnerin für die Frauenpolitik in dieser Stadt seid, und das weiß ich sehr zu schätzen. Ein großes Dankeschön für unsere gute und vertrauensvolle Kooperation.“

„Im Jahr 2022 haben wir die größte Wiener Frauenbefragung unter dem Titel ‚Wien, wie sie will‘ durchgeführt. Es sind 77.000 Antworten eingegangen, mehr als 15.500 Frauen haben daran teilgenommen. Im Großen und Ganzen sind die Wienerinnen mit ihrer Lebenssituation in der Stadt sehr zufrieden. 65 % aller Wienerinnen gaben an, dass sie mit ihrer Lebenssituation insgesamt sehr zufrieden sind. Nur 9 % sind wenig oder gar nicht zufrieden“, berichtet Gaál.

Ein großes Thema sind laut Kathrin Gaál die Mehrfachbelastungen: „Wir Frauen übernehmen immer noch den Großteil der Kinderbetreuung, den Haushalt und auch diePflege von Angehörigen – und das gilt auch für Vollzeitberufstätige. 52 % aller Vollzeitberufstätigen gaben bei der Frauenbefragung an, dass sie sich mehr oder weniger allein um all diese Aufgaben kümmern. Hier muss unser Ziel eindeutig die Entlastung sein, vor allem auch für Alleinerziehende. Und natürlich das Schließen der Einkommensschere. Wir sind zwar in Wien im Bundesländervergleich führend, trotzdem fehlt uns noch einiges zur völligen Gleichstellung.“

„Wien, wie sie will“ – Die Wienerinnen sind solidarisch

Besonders hat Kathrin Gaál die Solidarität unter den Wienerinnen gefallen: „Die Wienerinnen arbeiten gerne, sie sind zufrieden mit der Art und dem Inhalt ihrer Tätigkeit, aber es braucht definitiv mehr Aufstiegschancen, es braucht mehr Weiterbildungsmöglichkeiten, es braucht mehr Fairness. Es war sehr positiv bei der Frauenbefragung, die Solidarität in Bezug auf andere Frauen zu spüren. Die Wienerinnen haben uns mitgegeben, dass man sich mit dem Thema Berufswahlund dem Aufbrechen der Rollenbilder intensiver beschäftigen muss. Wir brauchen Rolemodels und noch speziellere Fördermaßnahmen in den Bereichen Wissenschaft und Technik, die Frauen und vor allem junge Mädchen unterstützen.“
 
„7.405 Wienerinnen gaben eine Antwort auf die Frage: Was beschäftigt Sie als Frau in Wien in Bezug auf Aus und Weiterbildung, und welche Anregungen haben sie? Da sieht man, dass das Interesse sehr, sehr groß an dem Thema ‚Arbeit und Weiterbildung‘ war. Wir haben viel Lob für unser vielfältiges Angebot bekommen, aber der Wunsch nach noch mehr niederschwelligen Angeboten, nach noch mehr kostengünstigen Angeboten war ganz stark und das haben wir uns natürlich zu Herzen genommen“, versichert die Vizebürgermeisterin.
 
„Thematisiert wurde auch, dass bestimmte Gruppen an Frauen, nämlich Migrantinnen und Alleinerzieherinnen und ältere Frauen noch mehr Zuwendung erfahren müssen, das betrifft auch euch, das ABZ*AUSTRIA. Wir alle haben einen Auftrag bekommen“, sagt Kathrin Gaál.

Ergebnisse und Maßnahmen der Frauenbefragung online abrufbar

„Wir wollten wissen, wie geht es den Frauen in unserer Stadt. Ich wollte das Ergebnis nicht nur so stehen lassen, sondern ich will eine Projektwelle in Gang setzen. Ich möchte Maßnahmen setzen, damit die Wienerinnen sich nicht nur gehört fühlen, sondern sehen, dass wir das ernst nehmen und auch etwas tun. Wir haben daher sofort nach Veröffentlichung der Frauenbefragung damit begonnen, Maßnahmen umzusetzen, die aus diesen Ergebnissen hervorgehen und werden das natürlich auch weiterhin tun. Wir nehmen die Frauenbefragung sehr ernst. Es ist uns wichtig, auf die Botschaften der Wienerinnen zu hören“, erklärt Kathrin Gaál die Beweggründe für die Frauenbefragung, deren Ergebnisse als auch die bisher umgesetzten Maßnahmen online abrufbar sind.
 
Daniela Schallert moderiert die Fragenrunde, im Chat werden laufend Fragen gestellt. Das vollständige Gegenwartsgespräch gibt’s als Video zum Nachschauen (siehe oben).