Blog | KeCke Wege in die Weiterbildung

27.03.2017
Zwei Frauen schreiben auf ein Flipchart zum Thema "Was sind ihre Erfahrungen mit Basisbildung im Unternehmen?"

Laut einer Studie im Rahmen des Qualifikationsplans 2020 sind 58,9 Prozent der gering qualifizierten Wiener*innen im Alter von 25 bis 64 Jahren Frauen.

Frauen ohne höhere Ausbildung fühlen sich von Weiterbildung oft nicht angesprochen. ABZ*AUSTRIA gibt ihnen die Freude am Lernen zurück.

Bildung ist das höchste Gut, heißt es. Mit Bildung stehen viele Türen offen - am Arbeitsmarkt wie auch in der Gesellschaft. Ohne Bildung aber muss man sich oft mit weniger zufrieden geben: mit weniger Chancen auf einen guten Job, weniger Einkommen, weniger Chancen auf ein gutes, erfülltes Leben ohne Sorgen. Und noch etwas: wer schlecht ausgebildet ist, bleibt es in der Regel auch.

Das heißt: Je "höher" der Bildungsabschluss, die Ausbildung, desto eher nimmt man später an einer Weiterbildung teil. Menschen mit Pflichtschulabschluss bilden sich weit weniger häufig weiter als Menschen mit einem Studienabschluss, wie die OECD-Studie Bildung auf einen Blick aus dem Jahr 2016 zeigt S.461f.). Sie sind in schlechter bezahlten Jobs, mit schlechteren Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten, die eine Weiterbildung nebenher oft nicht ermöglichen.

Laut einer Studie im Rahmen des Qualifikationsplans 2020 sind 58,9 Prozent der gering qualifizierten Wiener*innen im Alter von 25 bis 64 Jahren Frauen. Vom bestehenden Bildungsangebot fühlen sie sich oft nicht angesprochen. Auch sehen sie oft nicht den unmittelbaren persönlichen Nutzen in Weiterbildung. Sie haben negative Lernerfahrungen gemacht, sehen keine Möglichkeit der Finanzierung von Weiterbildung und können Weiterbildung nur schwer mit dem beruflichen und privaten Alltag vereinbaren.

Doch der Bildungsabschluss sollte nicht über die Zukunftschancen eines Menschen entscheiden, finden wir. Deswegen hat ABZ*AUSTRIA in den vergangenen Jahren Projekte ins Leben gerufen, die Frauen mit Pflichtschulabschluss eine weiterführende Bildung ermöglichen bzw. Trainer*innen für diese Zielgruppe weiterbilden und sensibilisieren sollten.

Das Foto zeigt einen offenen Laptop. Auf dem Bildschirm ist der Folder KeCK - Lernen wie ich will! zu sehen.

KeCK – Lernen wie ich will! Das flexible Kursangebot für berufstätige Frauen in Wien. © robertfarthofer.com

Kecker Zugang

Die Hemmschwelle für Frauen mit lediglich Pflichtschulabschluss und ohne Zugang zu Internet ist groß, an Weiterbildung teilzunehmen. Mit dem Basisbildungs-Projekt "KeCK - Lernen lernen für den beruflichen Erfolg" wurden von September 2013 bis Ende 2014 genau diese Frauen angesprochen: in verschiedenen Modulen erlernten die Frauen den Umgang mit PC und Internet, sie trainierten das Verfassen von Texten, ihre Mathematik- und Kommunikations-Kenntnisse und setzten sich mit ihren Zielen und Potenzialen auseinander.

Auch Unternehmen konnten ihre Mitarbeiterinnen über KeCK weiterbilden lassen. „Basisbildung in Unternehmen braucht Zeit und ein hohes Vertrauen", sagt KeCK-Projektleiterin Bettina Sturm. "Gerade bei lernungewohnten Frauen, die oft auch schlechte Lernerfahrungen gemacht haben, ist es wichtig, Vertrauen aufzubauen und sie kontinuierlich über einen längeren Zeitraum zu begleiten.“ Der Vorteil für die Unternehmen: Die Mitarbeiterinnen verbesserten ihre Grundkenntnisse in Rechnen, Lesen, Schreiben. Sie erweiterten ihre Kommunikationsfähigkeit, die Effizienz in der Arbeit, die Loyalität gegenüber dem Betrieb konnte zunehmen. Und vor allem: Sie entdeckten ihre Lust am Lernen.

Das Bild zeigt verschiedene Sprechblasen. Auf diesen steht z. B. In kurzer Zeit so viel gelernt! Könne noch viel länger sein.

Die Initiative Erwachsenenbildung propagiert Medienkompetenz als Querschnittsaufgabe für alle Bildungsangebote. © robertfarthofer.com

Mehr Fachwissen für Basisbildner*innen

Im Rahmen des Learn forever-Programms "Querschnittsaufgaben in der Basisbildung" hat ABZ*AUSTRIA auch Weiterbildungsformate für Trainer*innen im Bereich der Basisbildung entwickelt. Das Ziel ist, den Trainer*innen Medienkompetenz zu vermitteln, damit sie Menschen mit geringer Bildung in Sachen digitaler Kompetenz und neuer Medien bedarfsgerecht weiterbilden. Die Initiative Erwachsenenbildung propagiert Medienkompetenz als Querschnittsaufgabe für alle Bildungsangebote. "Oft fehlt Basisbildner*innen allerdings das benötigte fachliche Wissen für lernfeldübergreifendes Arbeiten", sagt ABZ-Projektleiterin Matylda Krupinska. "Mit den Weiterbildungsangeboten zum Thema Medienkompetenz wollen wir Basisbildner*innen Grundlagen für den Einsatz von digitalen Medien in allen Lernangeboten der Basisbildung vermitteln", so Krupinska. Die Trainer*innen erlernen didaktische Methoden, wie sie etwa ihren Teilnehmerinnen den Umgang mit Tablet und Smartphone, mit Instagram und Whatsapp verständlich und zielorientiert vermitteln. Das wiederum macht auch den Teilnehmerinnen Spaß - und das Lernen nimmt seinen Lauf.