Blog | Vom Schnupperpraktikum zu finanzieller Unabhängigkeit
Arefa Hossaini ist über ein Schnupperpraktikum an den Job bei der Wiener Städtischen gekommen: "Ich habe am Kompetenzcheck von ABZ*AUSTRIA teilgenommen"
Arefa Hossaini hat nach einem Schnupperpraktikum bei der Wiener Städtischen gleich ein Jobangebot bekommen. Ein Start in ein neues Leben.
Sie räumt die schmutzigen Teller und Gläser in ein Geschirrgitter und stellt es auf das Förderband. Das Geschirr läuft durch eine Art Waschanlage. Arefa Hossaini lächelt. Seit sieben Uhr früh arbeitet sie in der Kantinenküche der Wiener Städtischen im Liebermannhof in Wien. Zehn MitarbeiterInnen aus vier Nationalitäten - Polen, Afghanistan, Italien, Kroatien - kochen hier Mittagsmenüs für rund 600 Mitarbeiter*innen. Arefa Hossaini ist seit zwei Monaten die neue Mitarbeiterin. Kürzlich hat sie für die Mitarbeiter*innen bei der Punschfeier des Betriebsrates im Innenhof Punsch ausgeschenkt.
Chance Kompetenzcheck
"Entschuldigung, mein Deutsch ist sehr schlecht", sagt sie später in der Mittagspause und lächelt etwas beschämt. Richard Wiedner, Leiter der drei Betriebsküchen der Wiener Städtischen in Wien, erwidert: "Dein Deutsch ist doch schon sehr gut geworden." Arefa Hossaini ist über ein Schnupperpraktikum an den Job bei der Wiener Städtischen gekommen. "Ich habe am Kompetenzcheck von ABZ*AUSTRIA teilgenommen. Meine Trainerin Saleema Sader hat mich gefragt, welche beruflichen Erfahrungen ich habe", erzählt sie. Hossaini kommt aus Afghanistan, "dort dürfen Frauen nicht arbeiten, sondern müssen sich um die Kinder kümmern. Ich bin dann acht Jahre mit meinen drei Kindern in den Iran gegangen und habe dort als Friseurin, aber auch ein Jahr als Küchenhilfe gearbeitet", erzählt sie. Somit stand beim Kompetenzcheck fest: Ein Schnupperpraktikum in einer Restaurantküche soll es werden. Die Betriebskontakterinnen vermittelten Arefa Hossaini ein einwöchiges Praktikum in der Betriebsküche bei der Wiener Städtischen am Ringturm. "Ich habe Arefa dort kennengelernt. Sie war sehr engagiert, ihre Augen haben bei der Arbeit geleuchtet", sagt Richard Wiedner. Das bewog ihn dazu, die junge Frau am Standort Liebermannhof einzustellen, da eine Stelle frei wurde. "Die KollegInnen sind sehr nett, helfen mir sehr", sagt Arefa Hossaini, "auch beim Deutsch lernen".
Dass sie als Frau für sich und ihre Kinder mit selbst verdientem Geld sorgen kann, ist für sie eine große Motivation. "So bin ich finanziell unabhängig, das ist sehr wichtig", sagt sie. Von Montag bis Freitag arbeitet sie hier in der Küche, 37,5 Stunden pro Woche. "Die Arbeitszeiten sind sehr gut, am Nachmittag habe ich frei und kann Zeit mit meinen Kindern verbringen", sagt Arefa Hossaini. Ihr Wunsch für die Zukunft? "Auf jeden Fall besser Deutsch sprechen zu lernen", lacht sie.
Richard Wiedner ist von ihrem Engagement angetan: "Was wir in Mitarbeiter*innen wie Arefa investieren, bekommen wir dreifach zurück", ist er überzeugt.