Blog | 25 Jahre ABZ*AUSTRIA: Ein Fest voller Emotionen

12.06.2017
Geschäftsführung und leitende Angestellte von ABZ*AUSTRIA halten ein großes Plakat mit dem ABZ*AUSTRIA-Logo.

Die beiden Geschäftsführerinnen von ABZ*AUSTRIA ganz links: Manuela Vollmann und Daniela Schallert mit Kolleginnen

Ein Saal voller Freude, bewegte Geschäftsführerinnen und verliebte Laudator*innen: Ein Vierteljahrhundert ABZ*AUSTRIA wurde gebührend gefeiert.

In den festlichen Saal des Wiener Karl-Marx-Palastes passten die rund 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Förderlandschaft gerade noch, so viele waren zum 25-Jahres-Fest von ABZ*AUSTRIA gekommen.

"So viele sind gekommen, ich bin überwältigt", begrüßte ABZ*AUSTRIA-Geschäftsführerin Manuela Vollmann die Gäste. "Hier sind so viele Auftraggeber*innen und Fördergeber*innen, Verbündete aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, die unser Wirken ermöglicht haben." Ihre Co-Geschäftsführerin Daniela Schallert freute sich auf "diesen besonderen Tag, es fühlt sich an wie Geburtstag und Weihnachten gemeinsam." Sie zollte den 150 ABZ*AUSTRIA-Mitarbeiter*innen in vier Bundesländern Respekt: "Ihr macht einen tollen Job!" Manuela Vollmann bedankte sich auch bei den Vorstandsmitgliedern Inge Zankl, Ursula Rosenbichler, Helene Schrolmberger und Karin Mader-Reichl: "Besonders ohne dich, liebe Helene als meine ehemalige zweite Geschäftsführerin, wären wir vielleicht nicht so erfolgreich geworden."

abz Meidling: Die Anfänge

Von fünf Mitarbeiterinnen auf 150 an vier Standorten in Österreich: hier kann man schon von Erfolg sprechen. Manuela Vollmann gab einen Einblick in die Anfänge, als 1992 das abz Meidling am Schöpfwerk seine Türen öffnete und die damalige Frauenministerin Johanna Dohnal und Karl Javurek, damals bei Schrak und Wilhelm Koldus von der Arbeitsmarktverwaltung als Ehrengäste die feierliche Eröffnung übernahmen. 94 Prozent der Absolvent*innen des damaligen Wiedereinstiegs-Projekts konnten in den Arbeitsmarkt integriert werden. abz Meidling übernahm damals eine wichtige Funktion in der Stadtteil-Arbeit. Es gab viele Frauen mit niedrigen Bildungsabschlüssen und wenig Chancen auf einen Job. 12 Unternehmen fand Manuela Vollmann mit den damals fünf Mitarbeiterinnen, die den Teilnehmerinnen des Projekts bezahlte Praktika und Weiterbildungsmöglichkeiten und in weiterer Folge auch Jobs anboten. Seither sind Basisqualifizierung von Frauen, besonders auch von Migrantinnen, und die Entdeckung ihrer Talente durch den Kompetenzcheck wichtige Ziele von ABZ*AUSTRIA, stets ausgerichtet auf das oberste gesellschaftliche Ziel: Die Gleichstellung von Mann und Frau auf dem Arbeitsmarkt.

Ein Unternehmen, das sich bereits in den Anfängen von abz Meidling besonders engagierte, war ABB Österreich in der Person des damaligen Personalchefs, Kurt Guwak. Heute leitet er die promitto Organisationsberatung. "Mir gefiel die Haltung von abz Meidling damals: ein pragmatischer Ansatz, viel Ambition, Idealismus, ihr wolltet etwas weiterbringen. Das hat mich sehr beeindruckt. Und ihr seid Brückenbauerinnen, mutig und innovativ. ", erzählte er in seiner Laudatio auf dem Podium. In Zeiten, in denen die Angst drohe, die Gesellschaft zu spalten, "seid ihr eine Angstvernichtungsmaschine. Von solchen Initiativen braucht es heute noch viel mehr", so Guwak.

Bundeskanzler Christian Kern auf einer Videowall

Kanzler Kern: "Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist in unserer Gesellschaft noch immer nicht so weit, wie wir alle das gern hätten"

Ein Gruß des Kanzlers

Ein Highlight des Abends war eine Videobotschaft von Bundeskanzler Christian Kern, der so seine Glückwünsche überbrachte. "Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist in unserer Gesellschaft noch immer nicht so weit, wie wir alle das gern hätten", sagte er. Die Kolleginnen von ABZ*AUSTRIA haben in bravouröser Weise bewiesen, dass sie Wirtschaft und Gleichstellung zusammenführen können.

Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner hält ein Mikrofon.

Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner forderte ein zweites gratis Kindergartenjahr bundesweit und einen flächendeckenden Ausbau der Ganztages-Kinderbetreuung

Unter den Laudator*innen waren auch die neue Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner und Herbert Buchinger, Vorstandsvorsitzender des AMS Österreich. Ministerin Rendi-Wagner sagte, "ABZ*AUSTRIA ist seit acht Jahren ein wichtiger Partner des Frauenministeriums, weil ihr Projekte auf den Boden bringt, die Frauen darin unterstützen, ihr Leben in die Hand zu nehmen." Sie sei erst seit drei Monaten Frauenministerin, habe aber gelernt, wie wichtig der Arbeitsmarkt für die Gleichstellung sei und dass es an vielen Schrauben zu drehen gilt. Noch immer seien der Wiedereinstieg von Frauen, die Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen und Existenzsicherung in der Pension für Frauen ein wichtiges Thema. Auch die Tatsache, dass Österreich beim Gender Pay Gap europäisches Schlusslicht sei, sei kaum aussprechbar. Sie forderte ein zweites gratis Kindergartenjahr bundesweit und einen flächendeckenden Ausbau der Ganztages-Kinderbetreuung und verwies auf den neuen Initiativantrag von SPÖ und ÖVP im Nationalrat: börsennotierte Unternehmen in Österreich bzw. Firmen mit mehr als tausend Mitarbeitern müssen ab 1. Jänner 2018 eine Frauenquote von 30 Prozent in den Aufsichtsräten einführen.

Herbert Buchinger, ebenfalls langjähriger Wegbegleiter von ABZ*AUSTRIA, lobte die "von Anfang an professionelle Herangehensweise", die "nüchterne sachliche Haltung" und die "völlig unaufgeregte feministische Grundorientierung", die auch das AMS Österreich dazu brachte, Gender Mainstreaming als wichtig zu erachten.

Frauenstadträtin Sandra Frauenberger erzählte, wie sie als 25-jährige Frauenreferentin in der GPA von Lore Hostasch zum abz Meidling geschickt wurde. "Da war eine Energie, ein Engagement spürbar, der Innovationsgedanke hat euch getragen", sagte sie in Richtung Manuela Vollmann. "Die Frauen hatten plötzlich das Gefühl, sie sind etwas wert in der Gesellschaft." Und: "Als ich heimfuhr, war ich begeistert von Manuela. Damals wusste ich noch nicht, dass ich ihre Fördergeberin werde", lachte sie.

Kooperationspartner*innen diskutieren auf der Bühne über Gleichstellung

Kooperationspartner*innen diskutierten auf der Bühne über Gleichstellung

Beziehungsstatus: (Noch immer) verliebt

Auf der Bühne fanden sich weitere Kooperationspartner*innen ein, die über Gleichstellung diskutierten und ihren "Beziehungsstatus" mit ABZ*AUSTRIA verkündeten:

Petra Draxl, AMS-Wien-Geschäftsführerin: "Uns verbinden 25 gemeinsame, feministische Jahre, viel Streit, viele Diskussionen, viel tolle Arbeit." Möchte sie die Challenge weiterhin, fragt Moderatorin Karin Bauer: "Ja sicher."

Anna Steiger, Vizerektorin für Personal und Gender, TU Wien: "Wir arbeiten seit drei Jahren mit ABZ*AUSTRIA zusammen, setzen die RoadMap*Karenzmanagement ein und sind in der euphorischen Anfangsphase einer Beziehung."

Silvia Kaupa-Götzl, ÖBB Postbus Geschäftsführerin: "Ich kenne ABZ*AUSTRIA über das FiT-Projekt. Wir haben in technischen Berufen in der ÖBB zu wenige Frauen. Beim Postbus möchte ich mich für mehr Buslenkerinnen einsetzen."

Rainer Keckeis, Direktor Arbeiterkammer Vorarlberg: "Wir haben eine jahrelange gute Zusammenarbeit mit ABZ*AUSTRIA, vor allem im Karenzmanagement. Eine Erfolgsgeschichte."

Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessensgemeinschaft pflegender Angehöriger: "Uns verbindet viel. Ich habe 1985 begonnen, einen Ausbildungsbetrieb für Frauen zu leiten."

Therese Kaiser, Geschäftsführerin Business Riot: "Ich bin frisch verliebt in ABZ*AUSTRIA. Ich habe Manuela beim Forum Alpbach bei unserem Frauenvernetzungstreffen kennengelernt. Wir haben gleich gewusst, dass wir Verbündete sein wollen."

Robert Franken, Experte für Digitale Transformation/Co-Founder Male Feminists Europe: "Wir kennen uns aus dem Internet." (Gelächter im Publikum) "Macht weiter so."

Tischdekoration, Gläser, Flaschen

Manuela Vollmann bekräftigte, Feminismus solle nicht ausschließen und propagierte einen "Feminismus for everyone".

Feminismus: "fresh" und neu

Anschließend wurde zu "fresh feminism", zu neuen Ansätzen im Feminismus, diskutiert. Manuela Vollmann bekräftigte, Feminismus solle nicht ausschließen und propagierte einen "Feminismus for everyone". Sie begrüßte die Feministen unter Männern als Verbündete. Robert Franken appellierte an Männer, "dass sie aufhören sollen mit dem postpubertären Eiertanz, wenn es um Feminismus geht. Wir brauchen keinen programmatischen, sondern einen pragmatischen Feminismus." Nachsatz: "Vielleicht heißt er irgendwann Humanismus."

Therese Kaiser meinte, die Ausprägungen von Feminismus gingen von radikal mit Forderung nach dem Matriarchat bis zur inkludierenden Gleichstellung. "Feminismus darf heute spielerischer sein und sich mit neuen Technologien verknüpfen", meinte sie. Rainer Keckeis würde sich nicht als Feminist bezeichnen, sagte aber, "für den Mindestlohn sollten wir endlich wieder auf die Straße gehen und kämpfen". Birgit Meinhard-Schiebel meinte, 80 Prozent der pflegenden Angehörigen seien Frauen, die keine Zeit hätten, für Gleichstellung zu kämpfen, gerade sie seien aber besonders von Benachteiligung beim Einkommen und Altersarmut betroffen. Da brauche es mehr Solidarität. Anna Steiger sprach über Rollenbilder und Sprüche, die damit verbunden seien. Silvia Kaupa-Götzl zitierte US-Schauspielerin Emma Watson mit "Feminism is about women giving a choice." Petra Draxl verwies auf die Wichtigkeit des Frauenvolksbegehrens 2017.

Als großen Höhepunkt am Schluss wurde das neue ABZ*AUSTRIA-Logo enthüllt, begleitet von tosendem Applaus. Die Gäste genossen den lauen Sommerabend beim Netzwerken und kleinen Köstlichkeiten.

Und jetzt: volle Fahrt voraus für die nächsten 25 Jahre!