Gegenwartsgespräche | Claudia Reiterer
Am 5. April 2022 ist es endlich wieder so weit gewesen. Die Geschäftsführerinnen von ABZ*AUSTRIA, Manuela Vollmann und Daniela Schaller, begrüßen Fernsehmoderatorin Claudia Reiterer zum 7. Gegenwartsgespräch via Zoom.
Für eine durchgängige Frauenquote auf allen Ebenen spricht sich die "Im Zentrum"-Moderatorin aus: "Es braucht auch eine Quote in der Führungsebene, nicht nur in der 2. Ebene." Chefredakteure seien in der Regel Männer, Frauen ihre Stellvertreterinnen. Gäbe es keine Frauen in den Redaktionen, merke man das sofort an den Sendungsinhalten. Die Heterogenität ginge verloren, so Claudia Reiterer und nennt als Beispiel, dass dann etwa nur noch Autothemen besprochen werden.
Reiterer selbst versuche junge, talentierte Frauen zu fördern, wo es nur ginge: "Ich habe immer alles ausgereizt". In ihrer Diskussionssendung "Im Zentrum", lässt sie viele Frauen zu Wort kommen und hat übers Jahr gerechnet eine ausgeglichene Anzahl an männlichen und weiblichen Studiogästen durchgesetzt.
Schwierige Suche nach Frauen
Die Steirerin erzählt von den Schwierigkeiten, Frauen als Studiogäste zu gewinnen: Man ruft einen Mann an, der sagt "Ich komme, worum geht es?". Eine Frau fragt "Worum geht es?" Männer scheuen keine Diskussionsrunden, Frauen befürchten, nicht Expertin genug zu sein und sorgen sich um mangelnden Respekt, den Männer ihnen gegenüber oft vermissen lassen. Zudem empfehlen sie oft einen männlichen Experten statt sich selbst.
Vor allem Corona mache die Situation für Frauen schwieriger, seitdem gäbe es fast nur Männerrunden, viele Frauen hätten aus Zeitmangel abgesagt.
Die Quotenfrau in einer Podiumsdiskussion zu spielen, das kommt für Reiterer nicht in Frage: "Das sehe ich als Holschuld, so etwas abzulehnen. Wenn ich auf ein Podium eingeladen werde, ist es für mich völlig klar, dass ich nicht teilnehmen werde, wenn ich die einzige Frau bin. Man kann auch Druck ausüben, wenn man nur Teilnehmerin ist und auf eine weitere Frau als Teilnehmerin bestehen."
Wenn ich auf ein Podium eingeladen werde, ist es für mich völlig klar, dass ich nicht teilnehmen werde, wenn ich die einzige Frau bin. Man kann auch Druck ausüben, wenn man nur Teilnehmerin ist und auf eine weitere Frau als Teilnehmerin bestehen.
Schnelle Postenzusage ist erstes Asset
Die beiden Geschäftsführerinnen Manuela Vollmann und Daniela Schallert, die durch den spannenden Vormittag moderieren, erkennen Claudia Reiterers Beharrlichkeit, Dinge zu verändern, ihre große Leidenschaft und ihren Mut an. "Wie gelang ihr etwa die Übernahme der reichweitenstärksten Redaktion des Landes", fragt Daniela Schallert. Reiterer erzählt, wie sie im Juni 2016 gekündigt hat, um in die Politik zu gehen oder sich selbstständig zu machen. ORF-General Alexander Wrabetz wollte sie unbedingt halten, als Ingrid Thurnher dann die Moderation von "Im Zentrum" abgab und Programmdirektorin Kathrin Zechner sofort eine Zusage wollte, sagte sie ja. "Bei gewissen Posten ist eine schnelle Zusage das erste Asset".
Reiterers Tipps gegen Stress
Zum Schluss ist noch Zeit für eine Publikumsfrage: Welche Tipps gegen Stress hat Claudia Reiterer? "Was kann ich mir selbst Gutes tun", fragt sich Reiterer und plant ihre Termine entsprechend. Bei vielen Überstunden ist es ihr wichtig, Kraft in der Natur zu tanken und mit ihrem Hund spazieren zu gehen. "Handy ausschalten, einen Meditationspodcast hören oder ein gutes Buch erneut zu lesen", sind ihre Empfehlungen.
Wir bedanken uns an dieser Stelle nochmals sehr herzlich bei Claudia Reiterer, dass sie unser Gast war und sich Zeit für dieses spannende Gegenwartsgespräch genommen hat.