Gegenwartsgespräche | Dr.in Sabine Herlitschka

19.05.2021 - 09:00 bis 10:00

Viele Menschen denken, die Zukunft sei etwas Abstraktes, aber das stimmt so nicht, Zukunft kann man gestalten, sie entsteht jeden Tag mit Entscheidungen, die man in der Gegenwart trifft.

Dr.in Sabine Herlitschka

Am 19.05.2021 war es so weit. Das dritte ABZ*AUSTRIA Gegenwartsgespräch fand statt. Als Key-Note Speakerin für den Monat Mai konnte Dr.in Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria und Vizepräsidentin der Industriellenvereinigung gewonnen werden, die mit ihrer Präsentation zum Thema "Technologie und Innovation: Der Arbeitsmarkt von morgen" begeisterte und gleichzeitig zum Nachdenken anregte.

Dr.in Sabine Herlitschka freute sich im Rahmen der Gegenwartsgespräche von ABZ*AUSTRIA dabei zu sein, den Titel der Veranstaltungsreihe fand sie sehr passend und sagte dazu einleitend: "Viele Menschen denken, die Zukunft sei etwas Abstraktes, aber das stimmt so nicht, Zukunft kann man gestalten, sie entsteht jeden Tag mit Entscheidungen, die man in der Gegenwart trifft."

Die einleitende Mentimeter Umfrage zeigte, dass die Pandemie in Unternehmen die digitale Transformation definitiv beschleunigt hat. "Die Digitalisierung ist im Alltag angekommen", sagt auch Sabine Herlitschka und bekräftigt gleichzeitig, "dass sich damit eine einzigartige Chance für Europa auftut, denn mit der Digitalisierung rückt noch mehr das Thema Know How und Qualifizierung/Ausbildung in den Vordergrund."

Screenshot aller Teilnehmer*innen bei ABZ*AUSTRIA Gegenwartsgespräche Dr.in Sabine Herlitschka

Sabine Herlitschka geht von einem zukünftig verstärkten Fachkräftemangel aus, der wie sie betont auch "wachstumslimitierend" sein wird. "Wer jetzt als Arbeitnehmer*in die richtige Chance nutzt und sich für eine Qualifzierung in Zukunftsberufen entscheidet, wird sich seinen Arbeitsplatz zukünftig aussuchen können", prognostiziert Herlitschka. Leider lässt der Frauenanteil in fast allen Zukunftsausbildungen noch zu wünschen übrig. An den Hochschulen gibt es nur 15% Frauen im Bereich Informatik, nur 6% Frauen im Bereich Mechatronik und Automatisierung, nur 11% im Bereich Elektrotechnik und nur 5% im Bereich Maschinenbau.

Den Begriff "Soft Skills" findet Sabine Herlitschka nicht passend, handelt es sich doch ihrer Meinung nach, um die ganz wesentlichen Skills der Zukunft: "Es wird ein systemisches Verständnis, Denken und Handeln wichtig sein, da die meisten Herausforderungen sehr komplex sind. Lebenslanges Lernen sollte spannend sein, eine Chance und kein Zwang", sagt Herlitschka.

Frauen können sich mehr für Studien begeistern, deren Bezeichnung sich stark an der Anwendung orientieren, es macht einen Unterschied, ob ein Studium 'Industrielle Leistungselektronik' oder 'Technische Energieeffizienz' heißt, letzteres spricht Frauen viel mehr an.

Sabine Herlitschka

Sabine Herlitschka sieht die Krise definitiv auch als Chance. Vieles ist in Bewegung gekommen, aber das muss jetzt genutzt werden, es muss spürbar etwas passieren. Dabei ist ihr z. B. der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen ein besonderes Anliegen, um die Jobfähigkeit von Frauen, aber auch von Männern - denn Kinderbetreuung ist kein reines Frauenthema - zu gewährleisten. Auch kleinere Hebel, die viel bewirken können, hat sie erkannt. Zum Beispiel spielt es eine Rolle bei der Studienwahl von Frauen, wie ein Studium benannt ist. "Frauen können sich mehr für Studien begeistern, deren Bezeichnung sich stark an der Anwendung orientieren, es macht einen Unterschied, ob ein Studium 'Industrielle Leistungselektronik' oder 'Technische Energieeffizienz' heißt, letzteres spricht Frauen viel mehr an", sagt Herlitschka.

Auch die beiden Geschäftsführerinnen Manuela Vollmann und Daniela Schallert, die durch den spannenden Vormittag moderiert haben, können die Botschaft von Sabine Herlitschka nur unterstreichen. Es ist jetzt die Zeit zu handeln, für Frauen, für die Politik und die Wirtschaft. Ergänzend ist auch ein gesellschaftliches Umdenken gefragt, da in Europa immer noch ein sehr konservatives Rollenverständnis herrscht, dass dem Fortschritt entgegensteht. Die gute Nachricht ist aber, dass, wie zum Einstieg von Sabine Herlitschka erwähnt, wir alle jetzt in der Gegenwart Entscheidungen treffen können, die die Zukunft positiv verändern.